Sie sehen anders aus. Sie reden anders. Sie trinken Bier in der
Öffentlichkeit. Und sie haben was gegen Nazis. In Dortmund halten
sich viele politisch linksorientierte in sogenannten Subkulturen auf,
die besonders aus dem konservativem Mileau argwöhnisch beäugt
werden.
Seitdem ich Politik mache, steht die Forderung dieser Jugendlichen
nach einem autonomen sozialen Zentrum im Raum. Bisher jedoch in der
Xten Generation Jugendlicher ohne Erfolg.
Zeitweilig versammelten sich Jugendliche der Emo-Szene am
Dortmunder Stadtgarten. Sie hörten Musik, sie feierten Partys und
sie lachten laut. Und auch der kursgeschorene Rasen wurden hier und
da mal betreten. Dies ging so lange bis sich eine Ratsfrau der CDU
beschwerte, die fühle sich bei der Anreise zum benachbarten Rathaus
von der Anwesenheit der jungen Menschen bedroht. Das Ordnungsamt
vertrieb die Emos daraufhin.
Auf der Brückstrasse das
gleiche Spiel. Die linke Szenekneipe HirschQ – viel zu klein für
ihr Klientel – zieht auch hier Jugendliche und junge Erwachsene an.
In so großen Massen, dass sie sich auf der Strasse aufhalten, weil
die Kneipe sie häufig nicht aufnehmen kann. Polizei und Ordnungsamt
gehen dann gegen dagegen vor und verteilen Platzverweise als würde
man dadurch eine Belobigung für die Beamtenlaufbahn erhalten.
So
geht das seit Jahren – bei den allfälligen Podiumsdiskussionen an
den Dortmunder Schulen zu Wahlkampfzeiten werde ich regelmäßig
darauf angesprochen, dass es in Dortmund keine Anlaufstelle gäbe,
die dieser Zielgruppe gerecht würde. Das man ein autonomes
selbstverwaltetes Zentrum brauche. Die Durchsetzung dieses Zentrums
ist seit Jahren Teil des Kommunalwahlporgrammes der LINKSPARTEI. Die
Durchsetzung ist angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Dortmunder
Rat aber nicht leicht.
Nun ist Bewegung in die Sache gekommen – einige hundert junge
Menschen haben die Dinge in die eigene Hand genommen. Sie gründeten
das Zentrum Avanti – zunächst noch ohne Raum. Dann besetzten sie
die marode Albertus-Magnus-Kirche in der Nordstadt. Und sie begannen
sie wieder herzurichten – stellten Blumenkübel auf und führten
einfach Reparaturen durch. Die Anwohner begrüßten die Initiative
und versorgten die Avantis mit Getränken und Nahrung, ließen sie
ihre sanitären Einrichtungen benutzen. Die katholische Kirche
verkündete, dass sie keine rechtliche Schritte einleiten wolle und
die Besetzung dulden würde. Allerdings nur auf Zeit, denn ein
Investor für den Abriss der Kirche und den Neubau einer
interkulturellen Kindertagesstätte stünde schon in den
Startlöchern.
Also eine Erfolgsstory ? Nur teilweise – die
Avantis haben in diesen Tagen deutlich gemacht, was gehen könnte,
wenn man sie machen ließe. Allerdings hatte die Polizei schon
Gegenmaßnahmen getroffen – unter ihrem Schutz wurde eine
erfolgreich blockierte Nazidemo aus der Innenstadt direkt vor das
besetzte Gebäude gelotzt. Leider fand sich auch passend dazu ein
Steinewerfer, so dass es gelang unter dem Vorwand der Ermittlungen
wegen des Steinwurfs die Albertus-Magnus-Kirche zu räumen – gegen
den erklärten Willen des Besitzers.
Bald darauf wurde nach Vorberatungen mit verschiedenen Akteuere
ein runder Tisch einberufen. Mit an Bord waren neben den Avantis das
Quartiersmanagement der Nordstadt, der Obmann der Stadt für die
Nordstadt, der Dortmunder Mieterverein, die katholische Kirche, ein
Vertreter der SPD, eine Vertreterin der Grünen Ratsfraktion und ein
Vertreter der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN. Im Ergebnis wurde die
politische Initiative gesucht. Der SPD-Vorstand beauftragte die
SPD-Ratsfraktion mit Grünen und LINKEN in dieser Sache zusammen zu
arbeiten. Und so wurde ein gemeinsamer Antrag der drei Fraktionen in
den Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften
eingebracht.
Dieser war allerdings sehr weichgespült formuliert worden, wie
ein SPD-Ratsvertreter in Richtung der eigenen Fraktion treffend formulierte. Verbale Angriffe von CDU,
FDP und AfD auf das Vorhaben wurden von Grünen, LINKEN
und Sozialdemokraten argumentativ abgewehrt. Der Antrag wurde mehrheitlich
beschlossen.
Nun liegt der Ball vorerst im Feld der Verwaltung
– und bei Avanti selbst. Ein belastbares Betriebskonzept muss her
und eine Immobilie. Vielversprechende Ansätze dazu sind vorhanden
und vielleicht wird ja tatsächlich die Neverending Story um ein
autonomes soziales Zentrum zu einer Erfolgsgeschichte für die
Nordstadt. Denn einen Umsonstladen, eine Umsonstfahradwerkstadt für
Menschen ohne Geld und ein Veranstaltungszentrum für Linke Subkultur
wäre eine deutliche Bereicherung. Und nicht zuletzt auch ein Schutz
der Nordstadt vor den Aktivitäten von Neonazis.
Stilblüten aus dem Dortmunder Rat
Montag, 10. November 2014
Dienstag, 24. Juni 2014
Naziangriff auf die
Demokratie: „Mit einem Schlag ins Rathaus“ – ein
Augenzeugenbericht
Auf der Wahlparty der Linkspartei herrschte am 25. Mai ausgelassene Stimmung. Immerhin hatte DIE LINKE die Kommunalwahlen klar gewonnen, ihre absoluten Wählerstimmen im Vergleich zur Wiederholungswahl 2012 nahezu verdreifacht und ihre Ratsmandate immerhin verdoppelt. Doch dann bekam der Abend eine ganz andere Wendung, die die Kommunalwahlen in den Hintergrund treten ließ.
Zunächst betrat ein zweiköpfiger Neonazis-Erkundungstrupp den Friedensplatz. Bekleidet mit gelben T-Shirts, die für eine vom Innenminister verbotene Neonaziorganisation warben, drucksten sich die zwei Nazis an der der Innenstadt zugewandten Häuserfront entlang. Ein Ruf drang in die Bürgerhalle „Die Nazis kommen“. Ich bin daraufhin vor die Tür getreten und habe diesen ersten Erkundungstrupp beobachtet. Die beiden Nazis erreichten schließlich den äußersten Rand der Rathaustreppe nahe einer italienischen Pizzeria.
Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung mit mehreren Rauchern, die ein wenig Abseits standen. Vor dem Rathaus standen bereits eine größere Anzahl von Menschen, die sich überwiegend zum Rauchen dort aufhielten (Im Rathaus gilt ein striktes Rauchverbot). Einige Personen aus der Menge kam den unter Druck gesetzten Menschen ohne Zögern zu Hilfe, worauf sich die beiden Nazis sofort im Laufschritt zurückzogen.
Ich bin augenblicklich erneut ins Rathaus gegangen und habe die Mitarbeiter an der Rathauspforte aufgefordert sofort die Polizei darüber zu unterrichten, dass sich Nazis auf dem Weg zum Rathaus befinden und die Situation zu eskalieren droht. Dies ist dann auch geschehen.
Ein paar Minuten später betrat eine 6-köpfige Nazigruppe den Friedensplatz und hielt sich wartend im hinterem Bereich des Platzes auf. Ich beobachtet die Szenerie mit Argwohn. Inzwischen kamen die ersten Rettungswagen auf dem Friedensplatz an, die offenbar den Notrufen gefolgt waren. Ich wurde unabhängig voneinander von mehreren Personen angesprochen, die mich auf ein Fahrzeug des Staatsschutzes aufmerksam machen wollten, dass sich offenbar direkt nach Ankunft der beiden ersten Nazis vom Friedensplatz zurückgezogen hatte. O-Ton: "Die sind einfach abgehauen".
Als die Gruppe der knapp 30 gewaltbereiten Nazis vollzählig war, bewegten sie sich rassistische Parolen grölend in Marschformation auf den Eingang des Rathauses zu. Dort hatten sich viele Menschen zu einer Menschenkette untergehakt, um ihre demokratische Gesinnung zu demonstrieren und den Nazis zu signalisieren, dass sie im Rathaus nicht willkommen sind. Die Nazis gingen ohne weitere verbale Auseinandersetzung sofort auf die Menschenkette los und schlugen Mitglieder des Rates, Mitglieder der Bezirksvertretungen oder von den Fraktionen des Rates eingeladene Gäste. Auch wurde von Seiten der Nazis sehr schnell Pfefferspray eingesetzt, als klar wurde, dass die angesichts der Bedrohungssituation äußerst diszipliniert und besonnen agierende Menschenkette diesen Angriffen standhielt. Ein Bezirksvertreter von DIE LINKE wurde ins Innere des Rathauses weggeführt, weil ihm Pfefferspray direkt ins Gesicht gesprüht worden war und musste medizinisch behandelt werden.
Es folgten mehrere weitere Angriffswellen auf räumlich eingegrenzte Bereiche der Menschenkette, die systematisch versucht haben die Schwachstellen ausfindig zu machen. Ziel der Nazis war es augenfällig sich gewaltsam Zutritt zum Rathaus zu verschaffen. Das Ratsmitglied der Rechten Borchart nahm an den Angriffen nicht selbst teil, koordinierte aber die gewaltsamen Angriffe auf die Menschenkette und gab seinen Schlägern Anweisungen, wo sie als Nächstes angreifen sollten.
An einer Stelle gelang den Nazis dann der gewaltsame Durchbruch bis zur Rathaustür, die Menschenkette wurde gesprengt und die Gewalttätigkeiten der Nazis wurde noch einmal heftiger. Eine Frau wurde an ihren Haaren gegen die Wand des Ratshauses geschleudert. Nach diesem Vorstoß bis zur Tür konnten sie aus dem Innenraum heraus allerdings wieder zurückgedrängt werden. Ein einzelner Nazi konnte allerdings bis in den Innenraum des Ratshauses vordringen und wurde von dort aus wieder gewaltfrei hinaus eskortiert.
Nach dieser Aktion wurde die Menschenkette zahlenmäßig aus dem Innenraum weiter verstärkt und ein Durchkommen für die Nazis unmöglich. Nun skandierten beide Seiten Parolen. Die Nazis provozierten mit volksverhetzenden Inhalten. Die Demokraten reagierten mit Sarkasmus: „Ohne den Verfassungsschutz seid Ihr nur zu dritt“. Zu dieser Zeit erreichten auch die ersten Polizisten den Friedensplatz – lange nach dem Eintreffen der ersten Rettungswagen, deren Reaktionszeit deutlich kürzer war, als die Reaktionszeit der Polizei.
Diese ersten wenigen Beamten stellten sich dann schützend vor die Menschenkette und hielten die Nazis durch den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray auf Abstand. Nach und nach verstärkte die Polizei ihre Einsatzkräfte und schließlich wurden die Rechten von der Polizei eingekreist und später zu den Haltestellen des ÖPNV eskortiert, mit denen sie auch aus Dorstfeld kommend angereist waren.
von
Utz Kowalewski
Auf der Wahlparty der Linkspartei herrschte am 25. Mai ausgelassene Stimmung. Immerhin hatte DIE LINKE die Kommunalwahlen klar gewonnen, ihre absoluten Wählerstimmen im Vergleich zur Wiederholungswahl 2012 nahezu verdreifacht und ihre Ratsmandate immerhin verdoppelt. Doch dann bekam der Abend eine ganz andere Wendung, die die Kommunalwahlen in den Hintergrund treten ließ.
Zunächst betrat ein zweiköpfiger Neonazis-Erkundungstrupp den Friedensplatz. Bekleidet mit gelben T-Shirts, die für eine vom Innenminister verbotene Neonaziorganisation warben, drucksten sich die zwei Nazis an der der Innenstadt zugewandten Häuserfront entlang. Ein Ruf drang in die Bürgerhalle „Die Nazis kommen“. Ich bin daraufhin vor die Tür getreten und habe diesen ersten Erkundungstrupp beobachtet. Die beiden Nazis erreichten schließlich den äußersten Rand der Rathaustreppe nahe einer italienischen Pizzeria.
Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung mit mehreren Rauchern, die ein wenig Abseits standen. Vor dem Rathaus standen bereits eine größere Anzahl von Menschen, die sich überwiegend zum Rauchen dort aufhielten (Im Rathaus gilt ein striktes Rauchverbot). Einige Personen aus der Menge kam den unter Druck gesetzten Menschen ohne Zögern zu Hilfe, worauf sich die beiden Nazis sofort im Laufschritt zurückzogen.
Ich bin augenblicklich erneut ins Rathaus gegangen und habe die Mitarbeiter an der Rathauspforte aufgefordert sofort die Polizei darüber zu unterrichten, dass sich Nazis auf dem Weg zum Rathaus befinden und die Situation zu eskalieren droht. Dies ist dann auch geschehen.
Ein paar Minuten später betrat eine 6-köpfige Nazigruppe den Friedensplatz und hielt sich wartend im hinterem Bereich des Platzes auf. Ich beobachtet die Szenerie mit Argwohn. Inzwischen kamen die ersten Rettungswagen auf dem Friedensplatz an, die offenbar den Notrufen gefolgt waren. Ich wurde unabhängig voneinander von mehreren Personen angesprochen, die mich auf ein Fahrzeug des Staatsschutzes aufmerksam machen wollten, dass sich offenbar direkt nach Ankunft der beiden ersten Nazis vom Friedensplatz zurückgezogen hatte. O-Ton: "Die sind einfach abgehauen".
Als die Gruppe der knapp 30 gewaltbereiten Nazis vollzählig war, bewegten sie sich rassistische Parolen grölend in Marschformation auf den Eingang des Rathauses zu. Dort hatten sich viele Menschen zu einer Menschenkette untergehakt, um ihre demokratische Gesinnung zu demonstrieren und den Nazis zu signalisieren, dass sie im Rathaus nicht willkommen sind. Die Nazis gingen ohne weitere verbale Auseinandersetzung sofort auf die Menschenkette los und schlugen Mitglieder des Rates, Mitglieder der Bezirksvertretungen oder von den Fraktionen des Rates eingeladene Gäste. Auch wurde von Seiten der Nazis sehr schnell Pfefferspray eingesetzt, als klar wurde, dass die angesichts der Bedrohungssituation äußerst diszipliniert und besonnen agierende Menschenkette diesen Angriffen standhielt. Ein Bezirksvertreter von DIE LINKE wurde ins Innere des Rathauses weggeführt, weil ihm Pfefferspray direkt ins Gesicht gesprüht worden war und musste medizinisch behandelt werden.
Es folgten mehrere weitere Angriffswellen auf räumlich eingegrenzte Bereiche der Menschenkette, die systematisch versucht haben die Schwachstellen ausfindig zu machen. Ziel der Nazis war es augenfällig sich gewaltsam Zutritt zum Rathaus zu verschaffen. Das Ratsmitglied der Rechten Borchart nahm an den Angriffen nicht selbst teil, koordinierte aber die gewaltsamen Angriffe auf die Menschenkette und gab seinen Schlägern Anweisungen, wo sie als Nächstes angreifen sollten.
An einer Stelle gelang den Nazis dann der gewaltsame Durchbruch bis zur Rathaustür, die Menschenkette wurde gesprengt und die Gewalttätigkeiten der Nazis wurde noch einmal heftiger. Eine Frau wurde an ihren Haaren gegen die Wand des Ratshauses geschleudert. Nach diesem Vorstoß bis zur Tür konnten sie aus dem Innenraum heraus allerdings wieder zurückgedrängt werden. Ein einzelner Nazi konnte allerdings bis in den Innenraum des Ratshauses vordringen und wurde von dort aus wieder gewaltfrei hinaus eskortiert.
Nach dieser Aktion wurde die Menschenkette zahlenmäßig aus dem Innenraum weiter verstärkt und ein Durchkommen für die Nazis unmöglich. Nun skandierten beide Seiten Parolen. Die Nazis provozierten mit volksverhetzenden Inhalten. Die Demokraten reagierten mit Sarkasmus: „Ohne den Verfassungsschutz seid Ihr nur zu dritt“. Zu dieser Zeit erreichten auch die ersten Polizisten den Friedensplatz – lange nach dem Eintreffen der ersten Rettungswagen, deren Reaktionszeit deutlich kürzer war, als die Reaktionszeit der Polizei.
Diese ersten wenigen Beamten stellten sich dann schützend vor die Menschenkette und hielten die Nazis durch den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray auf Abstand. Nach und nach verstärkte die Polizei ihre Einsatzkräfte und schließlich wurden die Rechten von der Polizei eingekreist und später zu den Haltestellen des ÖPNV eskortiert, mit denen sie auch aus Dorstfeld kommend angereist waren.
Montag, 31. März 2014
Stilblüten aus dem Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung, Wohnen und Immobilien (AUSWI) vom 26.3.2014
Stilblüte 1: Das Umweltamt
hat 60 von 90 beantragten Osterfeuern wegen Verstößen gegen die
Osterfeuerverordnung nicht genehmigt. Es weist darauf hin, dass das Holz
frühestens 14 Tage vor dem Feuer gesammelt werden darf und am Tag des
Osterfeuers von Hand umgeschichtet werden muss. Soweit alles ok.
Nun haben aber letzten Mittwoch die Grünen im Umweltausschuss beantragt, dass Osterfeuerholz von Hand umgeschichtet werden müsse, damit keine Tiere zu Schaden kommen. Ok - kann passieren. Was aber nicht passieren sollte ist dann, dass SPD und CDU diesen Antrag ablehnen mit der inhaltlichen Begründung "Ein bisschen Schwund ist immer! Das kann den Leuten nicht zugemutet werden, das von Hand zu machen".
Nun haben aber letzten Mittwoch die Grünen im Umweltausschuss beantragt, dass Osterfeuerholz von Hand umgeschichtet werden müsse, damit keine Tiere zu Schaden kommen. Ok - kann passieren. Was aber nicht passieren sollte ist dann, dass SPD und CDU diesen Antrag ablehnen mit der inhaltlichen Begründung "Ein bisschen Schwund ist immer! Das kann den Leuten nicht zugemutet werden, das von Hand zu machen".
Nachtrag: zur Stilblüte 2: Die Anregung der BV Brackel zur Einrichtung einer Bushaltestelle findet sich im Nahverkehrsplan nicht wieder. Lediglich eine Anregung für die Stadtwerke ist im Anhang enthalten. Ob die Stadtwerke dies umsetzen oder nicht steht in den Sternen. Eine Zustimmung der SPD im Umweltaussschuss hätte eine Aufnahme in den Nahverkehrsplan bewirken können. Interessantes Spiel das hier gegen den Verein gespielt wird.
Mittwoch, 4. September 2013
Was ist eigentlich los in Ägypten ?
Ein politischer
Reisebericht jenseits unserer Medienmeldungen
Um es vorweg zu nehmen: Der
folgende Bericht hat sicher keine Allgemeingültigkeit für alle Regionen
Ägyptens, sondern spiegelt das wieder, was ich in den Touristenzentren des
südlichen Sinais – insbesondere in Dahab – erlebt und wahrgenommen habe. In
allen drei Urlauben habe ich im gleichen Hotel ein bisschen außerhalb von Dahab
gelebt.
Ich war nun bereits zum dritten Mal in Dahab. Meine erste Reise unternahm ich vor 5 Jahren im Jahr 2008 als Mubarak noch Präsident von Ägypten war. Damals wurde ich auf dem Weg vom Flughafen Sharm-El Sheik bis nach Dahab (2 Stunden Autofahrt) vier Mal an Straßensperren des Militärs angehalten und musste mich einer Personenkontrolle unterziehen. Auf dem Flughafen Sharm-El Scheik patrouillierten Militärs mit Maschinenpistolen, die aber aufgrund ihrer ruhigen und zurückhaltenden Art erstaunlicherweise kaum bedrohlich wirkten, sondern die Sicherheit auf dem Flughafen garantierten.
Ich war nun bereits zum dritten Mal in Dahab. Meine erste Reise unternahm ich vor 5 Jahren im Jahr 2008 als Mubarak noch Präsident von Ägypten war. Damals wurde ich auf dem Weg vom Flughafen Sharm-El Sheik bis nach Dahab (2 Stunden Autofahrt) vier Mal an Straßensperren des Militärs angehalten und musste mich einer Personenkontrolle unterziehen. Auf dem Flughafen Sharm-El Scheik patrouillierten Militärs mit Maschinenpistolen, die aber aufgrund ihrer ruhigen und zurückhaltenden Art erstaunlicherweise kaum bedrohlich wirkten, sondern die Sicherheit auf dem Flughafen garantierten.
In Dahab selbst waren die
Hotels ausgebucht. Neben den Europäern von denen Deutsche, Briten, Italiener,
Tschechen und Russen die größten Anteile hatten, machten auch viele Ägypter vor
allem aus der Metropole Kairo dort Urlaub. Sowohl Kopten als auch Muslime waren
vertreten. Die Frauen waren hochgeschlossen gekleidet und am Strand gingen die
Frauen in voller Gewandung ins Wasser, um die Blicke der Männer nicht zu
verführen. Das Verhältnis zwischen Ägyptern und den auf dem Sinai lebenden
Beduinen schien allerdings nicht zum Besten bestellt, denn diese wurden in
aller Regelmäßigkeit verscheucht und auf Abstand gehalten, was diese durch
Bemerkungen honorierten, dass der Sinai eigentlich ihr Land sei. Wer Kontakt zu
den Einheimischen wollte, musste diesen schon in eigener Regie aufnehmen. Die
Beduinen erzählten ihrerseits von der großen sozialen Not und von einem
informellen Abkommen mit Israel – wer krank oder schwer verletzt ist, wurde von
den Israelis per Hubschrauber zur Behandlung nach Israel gebracht, medizinisch
behandelt und danach wieder zurückgebracht. Die ägyptische Führung kümmerte
sich um das Wohl der Beduinen dagegen ins keiner Weise.
Vor zwei Jahren, also 2011
war ich zum zweiten Mal dort. Mubarak war gerade erst durch eine Revolution
breiter Teile der Bevölkerung abgesetzt worden. Mursi war zu diesem Zeitpunkt
aber noch nicht Präsident Ägyptens. Das Militär war verschwunden. Auf dem Weg
zwischen Sharm-El Sheik und Dahab winkten die desinteressiert wirkenden
Polizisten an zwei Polizeiposten die Transferbusse einfach durch. Das Hotel war
etwa zur Hälfte ausgebucht. Eine demokratische Revolution war den Europäern
offenbar nicht geheuer und sie zogen andere Reiseziele vor, was sowohl von den im
Hotel arbeitenden Ägyptern als auch von den anwesenden Europäern kaum
verstanden wurde.
Doch dann die erste
Überraschung. Mitten im Hotel gab es gut versteckt in einem als Appartmenthaus
getarntem Gebäude eine koptische Kirche. Der Besitzer des Hotels – ebenfalls
ein Kopte – outete sich nach der Revolution und hoffte auf ein Ende der
bisherigen Repression gegen seine Glaubensgemeinde. Die Verwaltung von Dahab
reagierte entsprechend. Sie richtete einen Busshuttle zwischen dem Ort und dem
Hotel ein – nicht der Touristen wegen, sondern damit in Dahab lebende Kopten
die Kirche im Hotel besuchen konnten, denn im Ort gab es keine Kirche.
Touristen aus Kairo waren kaum vorhanden – offenbar waren die Menschen
beschäftigt. Auch das Verhältnis zwischen Beduinen und Ägyptern schien sich
verbessert zu haben. Anstatt die Beduinen zu verjagen hatte man sich
arrangiert. In geringem Umfang waren Beduinenkinder zum Verkauf von selbst
herstellten Freundschaftsbändchen zugelassen und die Männer warben dafür ihre
Dromedare und Pferde mieten zu können – auch für Ausflüge ins Landesinnere.
Eine gute Einnahmequelle für die Beduinen, die nun ebenfalls vom Tourismus
profitierten.
Und nun im Jahr 2013 war ich
erneut in Dahab. Der zwischenzeitlich demokratisch gewählte Präsident Mursi von
der Muslimbruderschaft war gerade erst vom Militär abgesetzt. Blutige
Auseinandersetzungen mit hunderten Toten in der Region Kairo hatten bereits
stattgefunden. Der Flughafen Sharm-El Sheik wirkte wie eine leere große Halle. Es
gab kaum Touristen. Das Hotel in Dahab war nur zu rund 20% ausgebucht. Auf dem Weg
zwischen Sharm-El Sheik und Dahab gab es wieder verstärkte Polizeistellungen.
Diese winkten aber die Fahrzeuge mit Touristen unbehelligt durch. Dennoch: Die
vor zwei Jahren nur leicht bewaffneten Polizisten waren durch
Maschinengewehrstellungen aufgerüstet worden. Man wollte wohl kein Risiko
eingehen. Entsprechend abgeriegelt war Dahab. Ausflüge ins Innere des Sinai
waren plötzlich aus Sicherheitsgründen verboten.
Überrascht war ich, dass es
mir nicht gelungen ist, einen Gegner des Militärputsches zu finden. Egal wen
man fragte – ob Kopten, Muslime oder Beduinen – alle waren mit der Absetzung
Mursis einverstanden. Die einzigen kritischen Stimmen monierten die
Erschießungen von Muslimbrüdern auf den Demos. Aber Mursi und die Moslembrüder hatten
sich in dieser Region alle Sympathien gründlich verscherzt. Mit dem Putsch
waren die Menschen sehr zufrieden. Nach den Gründen für diese Haltung gefragt
kam zutage, dass Mursi weit davon entfernt war ein Demokrat zu sein und der
Putsch nicht die Demokratie gefährdete, die Mursi ohnehin ad absurdum führte.
Die Verfassungskommission wurde von den Moslembrüdern dominiert und sie nutzen
ihre Mehrheit um zu versuchen aus Ägypten einen islamischen Gottesstaat unter
der Scharia zu machen. Kaum war die Verfassung verabschiedet wurde sie vom
ägyptischen Verfassungsgericht auch gleich wieder einkassiert. Dass die
christlich-orthodoxen Kopten mit einer radikalislamischen Gruppe nichts
anfangen konnten ist geradezu selbsterklärend, aber vor allem die muslimischen
Frauen haben sich inzwischen viele neue Spielräume erkämpft.
Das war auch am Strand zu
sehen. Vorbei die Zeit als ägyptische Frauen in langen Gewändern mehr versuchten
nicht im Meer zu ertrinken als wirklich zu schwimmen. Sie trugen nun nach
westlichem Vorbild Badeanzüge. Und unter den Bediensteten des Hotels gab es
etliche Frauen, die sogar das Kopftuch ablegten und sich gegen spitze
Bemerkungen der Männer sehr erfolgreich zur Wehr setzten. Auf dem Inlandsflug
nach Kairo, wo mein Flieger nach Deutschland auf mich wartete, waren sogar
selbstbewusste muslimische Frauen im Minirock zu sehen. Während des gesamten
Aufenthalts konnte ich nur eine einzige Frau in einer Burka erblicken. Und auch
alleinreisende Frauen gab es nun, die „einfach mal raus“ wollten.
Für das Militär gab es aber
auch ein gewichtiges außenpolitisches Argument Mursi abzusetzen, denn Mursi
hatte zum heiligen Krieg in Syrien aufgerufen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt
beschlossen die Militärs die Notbremse zu ziehen. Das war ein Argument, dem ich
immer wieder begegnet bin.
Mittwoch, 13. März 2013
Ein Vermieterhandbuch gegen Nazis ? Skandalöses aus dem Dortmunder Rat
Als
einer meiner Mitarbeiter in der Fraktionsgeschäftsstelle mit der
Idee auf mich zu kam, die Stadt dazu zu veranlassen ein Handbuch
herauszugeben, dass Vermietern und Verkäufern von Immobilien
Ratschläge im Umgang mit potentiellen Neonazis als Mieter oder
Käufer ihrer Objekte gibt, hielt ich dies sofort für eine
gute Idee. Schließlich hat Dortmund ein gewaltiges Naziproblem,
dass nicht mal im Ansatz gelöst ist. Die Erfahrungen aus
Dorstfeld und Huckarde, wo Nazis Ladenlokale bezogen hatten und
versuchten über den Zusammenzug von Nazis aus dem Umfeld eine
ihrer widerlichen „national befreiten Zonen“ zu errichten, die
wir aus anderen Städten - besonders in Ostdeutschland - zur
Genüge kennen, bestärkte unsere Fraktion die Sache
anzugehen. Da sogar der NRW-Innenminister die Dortmunder
Nazikameradschaft für so gefährlich hielt, dass er sie als
verfassungsfeindliche Organisation verboten hat, erschien das
Vorhaben ein unter Demokraten wohl Unstrittiges zu sein – nach
Bekanntwerden der Kontakte der Dortmunder Naziszene zu den
NSU-Terroristen im Untersuchungsausschuss des Bundestages
insbesondere. Ich hätte daher nicht im Traum daran gedacht zu
welcher unglaublichen Geschichte sich die Sache aufblasen würde.
Zur
Ratssitzung am 14.2.2013 stellten wir also den Antrag ein „Handbuch
für Vermieter, Verwalter und Verkäufer - Wie umgehen mit
Anmietungs- und Kaufversuchen Rechtsextremer?“ herauszugeben. Kurz
vor der Sitzung bat mich der stellv. Fraktionsvorsitzende der SPD um
ein Gespräch und bat mich zuzustimmen, den Antrag in den
Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung, Wohnen und Immobilien
(AUSWI) überweisen zu lassen. Die SPD sei sich noch uneinig über
das Vorgehen, würde den Antrag aber nicht ablehnen wollen. Nach
der Überweisung solle man dann etwas gemeinsames im Sinne der
Zielsetzung unseres Antrages entwickeln, dass die SPD dann ebenfalls
mittragen könne.
Dazu
war ich natürlich gerne bereit. Entsprechend habe ich als erster
Redner zum Thema in der Antragsbegründung den Vorschlag der SPD
aufgegriffen und mich mit einer Überweisung in den AUSWI
einverstanden erklärt. Eigentlich hätte die Ratsdebatte an
dieser Stelle beendet sein können.
Als
Nächstes war jedoch ein älterer Herr von der FDP an der
Reihe, der in seine Rede den ganzen angestauten Hass auf Linke
Politik in Deutschland legte und DIE LINKE auf eine Stufe mit den
Nazis stellte. Dies konnte natürlich so nicht stehen gelassen
werden und eine Ratskollegin der Grünen wies den unpassenden
Vergleich des FDP-Ratsmitgliedes ebenso deutlich zurück. Der
Oberbürgermeister ließ sich in der aufgeheizten Stimmung
dazu hinreißen deutlich zu machen, dass er es für einen
Grundrechtsverstoß halten würde, ein Handbuch wie vor uns
vorgeschlagen herauszugeben, ebenso Ratsmitglieder von der CDU.
Das
Ganze gipfelte in einem Eklat: Der Fraktionsvorsitzende der FDP
stellte den Wortbeitrag der Grünen Ratsfrau in einem Wortbeitrag
wortwörtlich in die Zeit zwischen 1933 und 1945. Auf Bundes- und
Landesebene mussten schon Politiker für weniger zurücktreten.
Nach
der dann endlich abgeschlossenen und im Niveau unterirdischen Debatte
erfolgte dann die besagte Überweisung des Antrages in den AUSWI.
Die Sitzungpause des Rates wurde dann vom Oberbürgermeister
genutzt um den FDP-Chef ins Gebet zu nehmen und zu einer halbherzigen
Entschuldigung gegenüber der Kollegin von den Grünen zu
bewegen.
Entsprechend
des besprochenen Verfahrens verabredeten sich der Kollege von der SPD
und ich eine Woche vor der Sitzung des Ausschusses, um einen
konsensfähigen Antrag vorzubereiten. Allerdings kam dann
krankheitsbedingt eine kurzfristige Absage des Kollegen, so dass wir
den Antrag per E-Mail und telefonisch vorbereiten mussten.
Zwischenzeitlich
meldete sich auch die Ausschussvorsitzende von den Grünen in der
Sorge, dass es eine ähnliche Schlammschlacht wie im Rat geben
könnte, wenn der Antrag unverändert bliebe. Ich informierte
sie daher über den aktuellen Stand der Gespräche und
stellte den Ersetzungsantrag in Aussicht. Diesen wollten die Grünen
nach Aussage der Ausschussvorsitzenden und Fraktionssprecherin dann
mittragen.
Die
Endabstimmung des Antrages stellte sich dann wieder als etwas zäh
heraus. Der Kollege von der SPD hatte mit dem Leiter der
Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus in Dortmund gesprochen
und wurde so auf eine Broschüre aus Köln aufmerksam –
dort herausgegeben, unter anderem vom kommunalen Wohnungsunternehmen,
vom DGB, ver.di und der NGG. Diese befasste sich mit dem Thema der
Ladenlokale. Die SPD hatte zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen,
dass Thema der Privatwohnungen nicht mit zu verabschieden.
Die
Broschüre war allerdings hervorragend und der Antragsentwurf
wurde dahingehend modifiziert, diese Broschüre zur Grundlage
einer Dortmunder Broschüre zu machen. Zur Absegnung durch seine
Fraktion leitete der SPD-Kollege (immerhin ja stellv.
Fraktionsvorsitzender) den Antragsentwurf an die
SPD-Fraktionsgeschäftsstelle weiter. Dies war bereits am Vortag
der Ausschusssitzung.
In
der Linken Geschäftsstelle hieß es dann auf die
Änderungswünsche der SPD zu warten. Erst am Tage der
Ausschusssitzung – am 13.3.2013 - konnten wir durch wiederholte
Nachfragen in der SPD-Fraktionsgeschäftsstelle dann die Aussage
erhalten, dass die SPD den Antrag gar nicht mittragen wolle, egal in
welcher Formulierung. Über diese Aussage verwundert setzte ich
den stellv. Fraktionschef der SPD in Kenntnis und dieser war mehr als
angefressen und bat mich um Geduld. Er würde das noch regeln.
20
Minuten vor der Sitzung des Ausschusses begegneten wir uns eher
zufällig wieder. Bis dahin hatten wir den Antrag immer noch
nicht ins Gremiensystem eingestellt. Ich bot an, den kompletten
Tagesordnungspunkt zurückzuziehen, wenn es bei der SPD keine
Mehrheit dafür gäbe und wollte den Nazis nicht die
Genugtuung gönnen, dass gegen sie gerichtete Anträge
abgelehnt werden. Doch dieses Angebot hielt der SPD-Kollege für
unnötig, weil er sich schon bei seinen Kollegen durchsetzen
werde. Wir stellten den Antrag daher ein und gaben ihn als
Tischvorlage in die Sitzung.
In
der Ausschusssitzung schließlich versuchte die CDU zunächst
den Tagesordnungspunkt komplett absetzen zu lassen. Ein kurzer
Blickkontakt zur SPD - Kopfschütteln zum Ansinnen der CDU. Zu
diesem Zeitpunkt musste ich davon ausgehen, dass der Kollege Erfolg
hatte. Die Ausschussvorsitzende der Grünen wies auf unsere
Tischvorlage hin und erklärte, dass damit wohl die Bedenken der
Ratssitzung ausgeräumt wären. Der Antrag bleib damit auf
der Tagesordnung.
Nach
Aufruf des Tagesordnungspunktes stellte ich den Antrag in aller Kürze
vor. Darauf meldete sich der Vorsitzende der SPD-Ausschussfraktion zu
Wort und erklärte, dass die SPD den Antrag ablehnen werde, weil
sie rechtliche Bedenken habe. Daraufhin meldete sich die
Ausschusssprecherin der Grünen und erklärte Ähnliches
(nicht ohne damit Bekundungen von KollegInnen einzuholen, die deren
Bauchschmerzen mit dieser Entscheidung erklärten). Im Ergebnis
war DIE LINKE die einzige Fraktion, die diesen Antrag unterstützte,
während SPD, CDU, Grüne und FDP/Bürgerliste zusammen
mit dem Vertreter der NPD gegen den Antrag stimmten.
Freitag, 8. Februar 2013
Hinterzimmerspielchen gegen Geringverdiener
Absprache von SPD und CDU zur Privatisierung der Gebäudereinigung geplatzt
Im Personalausschuss am 31.1. platzte eine
Absprache zwischen SPD und CDU aus den Haushaltsberatungen 2013 die
Gebäudereinigung der Stadt Dortmund komplett zu privatisieren. Anlass
der Debatte war die Beratung eines gegenläufigen Antrages der
LINKSFRAKTION, die Gebäudereinigung vollständig in die Regie der Stadt
Dortmund zurückzuholen. Derzeit wird die Hälfte der Gebäudereinigung in
der Regie der städtischen Immobilienwirtschaft durchgeführt und die
andere Hälfte durch private Reinigungsfirmen.
Der Antrag der LINKEN hatte eine Aussage des
Personalberichtes für das Jahr 2011 (im Oktober 2012 dem
Personalausschuss vorgestellt) zur Grundlage, nach der eine
Gebäudereinigung in der Hand der Kommune um 30% günstiger sei als die
Fremdvergabe an Private. Dem gegenüber stand eine Ratsvorlage des
Dezernates Lürwer (CDU) nach der eine komplette Privatisierung rund 1,5
Mio. Euro günstiger für den städtischen Haushalt wäre.
In der Debatte des Personalausschusses stellte sich
heraus, dass die Aussage des Personalamtes durch einen redaktionellen
Fehler zustande kam und sich der 30% Kostenvorteil ausschließlich auf
den Bereich der Arbeitnehmerüberlassung (Leiharbeit) bezieht. Allerdings
stellte sich auch heraus, dass die Ratsvorlage aus dem Hause Lürwer
tendenziös gestaltet und geleitet war von dem Interesse, dem Rat eine
Zustimmung zur Privatisierung abzuringen. Eine Einbeziehung von
vermehrten Kosten der Unterkunft für die Kommune wurde beispielsweise
vergessen.
Folgerichtig teilte OB Sierau der CDU-Fraktion in
öffentlicher Sitzung mit, dass die getroffene Vereinbarung nicht mehr
gültig sei und die SPD nun beim Status Quo von 50% Eigenreinigung und
50% Fremdreinigung bleiben werde.
Der Antrag der LINKEN aus Rekommunalisierung wurde
allerdings von allen anderen Fraktionen abgelehnt. Dies ist besonders
bedauerlich, da viele private GebäudereinigerInnen von ihrem Lohn nicht
leben können, sondern trotz Arbeit von Transferleistungen wie Hartz IV
abhängig sind. Von den schlechteren Arbeitsbedingungen ganz zu
schweigen.
Montag, 26. November 2012
Dortmunder Rat weist Initiative zur Vermögenssteuer zurück
SPD-Fraktion blamiert sich bei Abstimmung zur Vermögenssteuer
Gegen die Stimmen von DIE LINKE und Bündnis90/Die
Grünen hat der Dortmunder Rat es abgelehnt, der Initiative
„Vermögenssteuer jetzt !“ beizutreten, mit der Druck auf die
Bundesregierung entwickelt werden soll, wieder eine Vermögenssteuer zu
erheben. Von CDU und FDP war aufgrund ihrer programmatischen
Ausrichtung zugunsten der Besserverdienenden in der Gesellschaft nichts
anderes als eine Ablehnung zu erwarten.
Die Ablehnung der SPD-Fraktion war aber eher
überraschend, denn damit fällt die Ratsfraktion der SPD im Vorfeld der
Bundestagswahlen ihrer Bundespartei programmatisch in den Rücken.
Sowohl Parteichef Sigmar Gabriel als auch die Generalsekretärin Andrea
Nahles gehören schließlich zu den Erstunterzeichnern der Kampagne,
ebenso wie Oskar Lafontaine und Sarah Wagenknecht oder ver.di-Chef
Frank Bsirske. Entsprechenden Unmut in den Reihen der SPD-Fraktion gab
es daher über das von der Fraktionsspitze vorgetragene
Abstimmungsverhalten und ein knappes Viertel der SPD-Ratsmitglieder
stimmte gegen ihre eigene Fraktionsspitze dem Antrag der LINKEN zur
Vermögenssteuer zu.
Zunächst hatte die finanzpolitische Sprecherin der
SPD, Jutta Starke, noch versucht eine Abstimmung über den Antrag zu
verhindern, indem sie DIE LINKE darum bat den Antrag zurück zu ziehen.
Dies mit der Argumentation, dass die Kommune keinen Einfluss auf die
Bundesgesetzgebung habe. DIE LINKEN ersparten der SPD-Fraktion die
Peinlichkeit gegen eine von den Bundesparteien der SPD, der Grünen und
der LINKEN geforderte Vermögensabgabe abzustimmen allerdings nicht.
Aus NRW sind inzwischen mehrere Städte wie
Duisburg, Herne, Waltrop oder Iserlohn der Kamapne beigetreten. Darüber
hinaus arbeiten die Landesregierungen aus NRW, Rheinland-Pfalz,
Hamburg und Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) an der Ausgestaltung einer
künftigen Vermögenssteuer.
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